Eines meiner Ziele ist die Förderung der Aktienkultur in Deutschland. Eine Studie der Initiative pro Aktie "Aktienkultur in Deutschland 2017" nennt fehlende finanzielle Mittel und die Angst vor Verlusten als die stärksten Hinderungsgründe für Aktienbesitz. Aufklärung und Wissen können helfen diese Angst zu relativieren und letztendlich abzubauen.
In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung vom 01.08.2018 titel Harald Freiberger "Schluss mit der Angst vor Aktien" und gibt der Politik eine Teilschuld, dass viele Deutsche vor Aktien zurückschrecken.
Im Rahmen der Jamaika-Koalitionsverhandlungen 2017 wurde die Erwartung einer grundsätzlich positiveren Einstellung gegenüber dem Kapitalmarkt geschürt, wie Dr. Christine Bortenlänger in einem Blog beim Bankenverband feststellte. Passend dazu will der FDP-Chef Christian Lindner die Anlage in Aktien für Deutsche attaktiver machen, indem eine Spekulationsfrist eingeführt wird, wie er im Handelsblatt ausführt. Anleger, die ein Wertpapier länger halten, z.B. um für das Alter vorzusorgen, sollten den Veräußerungsgewinn steuerfrei erhalten. Diese Forderungen gingen dann bei der Fortsetzung der Großen Koalition unter. Ein weiteres Instrument ist die Förderung des Besitzes von Mitarbeiter-Aktien, wie es der Siemenskonzern mit 300.000 Mitarbeiter-Aktionären weltweit vormacht, was einer Quote von 80% aller Siemensianer entspricht.
Für langfristigen Vermögensaufbau und Altersvorsorge sind Aktien das Beste, was es im Anlagebereich gibt. Aktien können die gesamte Weltwirtschaft spiegeln und lassen Anleger an der Stärke der Unternehmen teilhaben. Gerade für das langfristige Projekt der Altersvorsorge sollten Menschen Chancen nutzen, die von der Beteiligung an Unternehmen ausgehenden. Zusätzlich müssen sie die Risiken von einer Anlage in Aktien kennen, um diese für ihre individuelle Lebenssituation beurteilen zu können.
Chancen und Risiken der Geldanlage in Aktien müssen durch eine lebendige Aktienkultur fest in das Bewusstsein der Menschen rücken, um mit diesem Wissen erfolgreiche Anlageentscheidungen treffen zu können.
Das DAX-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts zeigt die überlegenen Renditechancen, die in vielen Jahren mit DAX Aktien erzielt wurden. Zur Vereinfachung sind die durchschnittlichen jährlichen Renditen zwischen 2010 und 2016 dargestellt.
Dieser kleine Ausschnitt des Rendite-Dreiecks zeigt, dass der Kauf von Aktien nur für langfristig orientierte Anleger geeignet ist (Anlagehorizont >5 Jahre, besser >10 Jahre). Kurzfristige Investitionen in Aktien können durchaus zu Verlusten führen, wie beim DAX zuletzt im Jahr 2010 gesehen. Anleger, die ihr Kapital kurzfristig benötigen, sollten nicht in Aktien investieren. Bei Investition in eine einzelne Aktie ist im Extremfall - bei Insolvenz des Unternehmens - sogar der Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals möglich.
Eine Aktie verbrieft die Beteiligung an einem Unternehmen und berechtigt somit zur Gewinnausschüttung in Form einer Dividende. Anhand der Daten des Finanzportals onvista vom 02.08.2018 zahlten sechs der 30 DAX Unternehmen für 2017 Dividenden von mehr als 4% (Daimler, Deutsche Telekom, BMW, Münchener Rück, Allianz und E.ON).
Neben der Dividende spielt die Wertsteigerung der Unternehmen eine wichtige Rolle, die sich in der Entwicklung der Börsenkurse wiederspiegelt. Wie die Dividende hängt die Wertsteigerung vom Unternehmensgewinn und Wachstum ab. Grob kann man zwischen etablierten Unternehmen mit konstanten Gewinn und geringen Wachstum wie z.B. die Daimler AG (Substanzwert) und wachstumsstarken Unternehmen wie z.B. dem Zahlungsdienstleister Wirecard AG (Wachstumswert) unterscheiden, der voraussichtlich im September 2018 in den DAX aufsteigen wird.
Als Substanzwert hatte die Daimler AG 2017 einen Umsatz von 164 MRD und 7% Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr. Der Gewinn lag bei 10,8 MRD oder 9,84 € pro Aktie, von dem 3,65 € pro Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet wurden. Bei einem aktuellen Kurs von 57 € (02.08.2018) ergab das eine Dividendenrendite von 6,4%. Die aktuellen Unsicherheiten in der Automobilindustrie und die Prognose eines etwa 10%-tigen Rückgang des Gewinns in 2018 sorgen für sinkende Kurse, da an der Börse die Zukunftserwartungen eine sehr wichtige Rolle spielen. Wenn der für 2018 erwartete Gewinn bei 9,19 € liegen wird, kommt Daimler auf ein sehr niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 6,4.
Als Wachstumswert erzielte die Wirecard AG 2017 ein Umsatzwachstum von 45% im vergleich zum Vorjahr, bei einem Umsatz von 1,4 MRD. Der Gewinn lag bei 260 Mio oder 2,10 € pro Aktie, von dem 0,18 € pro Aktie als Dividende ausgeschüttet wurden. Bei einem aktuellen Kurs von 160 € (02.08.2018) ergibt das eine Dividendenrendite von 0,1%. Aufgrund der ausgezeichneten Wachstumsaussichten des Anbieters von digitalen Lösungen im Zahlungsverkehr wird für 2018 eine Gewinnzunahme von 41% prognostiziert und das KGV mit 54 bewertet. Somit wird der zukünftige Gewinn dieses Wachstumswerts an der Börse acht Mal höher bewertet als der des Substanzwertes Daimler.
2017 stiegen die Gewinne der 30 DAX-Unternehmen auf den Rekordwert von 133 Milliarden Euro, was eine Steigerung von 17% im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Betrachtet man die durchschnittlichen KGVs der letzten zehn Jahre, so zeigt der DAX eine große Spannbreite von 8 (Lufthansa) bis 31 (Beiersdorf). Die BASF liegt etwa in der Mitte und kommt auf ein durchschnittliches KGV von 15, d.h. das Unternehmen erwirtschaftete im Schnitt eine jährliche Rendite von 6,7%. Von diesen Gewinnen zahlte BASF im Schnitt 3,8% Dividendenrendite. Blickt man in den Online-Geschäftsbericht der BASF, so zeigt sich für 2017 ein Gewinn von 6,62 € pro Aktie und eine Ausschüttung von 3,10 € an die Aktionäre. Wie bei allen Wirtschaftsunternehmen, unterliegt die Entwicklung Schwankungen. Im Geschäftsjahr 2016 sank der Umsatz der BASF durch den Ende September 2015 vollzogenen Tausch von Vermögenwerten mit Gazprom. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Umsatz um 18% auf 58 MRD, bei 4,1 MRD Gewinn. 2017 stiegen dann Umsatz und Gewinn wieder auf 64 bzw 6,1 MRD.
Sehr wichtig ist, dass wir als Anleger nicht die Zukunft - und damit die Gewinnentwicklung und Kurse der Aktien - vorhersagen können. Das gilt auch für teuer bezahlte Experten, wie Bankberater und Fondmanager. Der stetige Wandel von externen Rahmenbedingungen und Märkte bestimmen über die Kurse und den Wert der Unternehmen.
Wenn Sie zu den knapp 40% der Deutschen gehören, die ihre Finanzplanung gerne machen, kann ich sie mit Aufklärung und Informationen rund um das Thema Aktien unterstützen. Dazu zählt eine präzise Betrachtung der Vergangenheit sowie Vergleiche zwischen Geld-, Anleihe-, Immobilien- und Aktienmärkten.
Viele Infos rund um das Thema Aktien finden sie auf Seiten der Depot-Banken, z.B. bei "mein finanzwissen" der OnVista Akademie (die OnVista Bank wurde im April 2017 von der comdirekt Bank, einer Tocher der Commerzbank übernommen).
Wichtige Aspekte bei der Anlage in Aktien sind in den zehn Tipps für Aktieneinsteiger der ING-DiBa zusammengefasst. Hier eine kleine Auswahl:
- nur freiverfügbares Kapital investieren,
- erst informieren, dann handeln,
- heiße Tipps meiden,
- das Risiko Streuen,
- nicht zu gierig werden,
- Gebühren reduzieren.
Um Risikostreuung (Motto: nicht alle Eier in einen Korb legen) zu berücksichtigen sollte in Aktien von Unternehmen aus verschiedenen Branchen, die auf unterschiedlichen Märkten aktiv sind, investiert sind. Wer nicht einzelne Aktien auswählen will, investiert in Indices, wie den DAX. Neben dem DAX, in dem der Automobilsektor überproportional vertreten ist, bieten sich weltweite Indices an, z.B. der MSCI world, der >1.600 Aktien von 23 Industrieländern wiederspiegelt.