Der Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) vom 21.08.2017 bescheinigt dem deutschen Immobilienmarkt generell eine stabile Verfassung, sieht jedoch drei Risiken:
- Überangebot an Einfamilienhäuser in ländlichen Gegenden,
- großes Angebot und zu hohe Mietpreise bei Mikroapartments,
- politisch motivierte Mietregulierung in Wachstumsregionen, die die Aussicht auf steigende Mieten gefährden.
Die generelle Gefahr einer Immobilienblase in Deutschland sieht der IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer derzeit nicht, obwohl die Preise in den Städten stark angezogen haben. Moderates Kreditwachstum, Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sowie steigende Tilgung in Verbindung mit langen Kreditlaufzeiten sprechen gegen abrupte Korrekturen an den Immobilienmärkten. Dazu kommt die immer noch moderate Anzahl an Fertigstellungen mit 277.000 neuen Wohnungen in 2016, die im Vergleich zu 600.000 Wohnungen im letzten Boom 1995 niedrig erscheint. Laut Berechnungen des IWs werden bis 2020 jährlich 385.000 neue Wohnungen benötigt, sodass mit einer noch mehrere Jahre anhaltenden Unterversorgung zu rechnen ist und der Immobilienboom mit einer weichen Landung endet wird.
Gefahren sieht der Experte für Regionen weit weg von den Großstädten. In manchen ländlichen Landkreisen wurden mehr als doppelt so viele Einfamilienhäuser wie benötigt gebaut. Aufgrund des Überangebots werden die Haus- und Grundstückspreise auf dem Land perspektivisch wieder fallen, wenn Kreditzinsen steigen oder es zu einem wirtschaftlichen Abschwung kommt.
In einigen Groß- und Universitätsstädten werden inzwischen zu viele Mikroapartments gebaut. Die in 2016 auf 2,6 Mio gestiegende Zahl an Studenten, die generelle Knappheit von Wohnraum in Großstädten und die hohe Beliebtheit von Mikroapartments bei ausländischen Investoren hat den Bau solcher Kleinwohnungen stark fociert. Da aufgrund der Abnahme der 18-25 Jahre alten Bevölkerung die Anzahl der Studierenden voraussichtlich sinken wird, ist mit einer sinkenden Nachfrage von studentischer Seite zu rechnen. Außerdem sind Mikroapartments für viele Studierende, mit Gesamtkosten von 500 €/Monat, schlicht zu teuer, wenn sie die Wohnpauschale des BAföGs von 250 €/Monat um das Doppelte überschreiten.
Da die Kaufpreise von Wohnimmobilien in den 50 größten deutschen Städten im Durchschnitt auf das 24-fache der Jahresmieteinnahmen gestiegen sind und in Städten wie Hamburg und München sogar das 30-fache der Jahresmiete übersteigen (Figur 7, in Voigtländer 2017), müssen die Mieten weiter steigen, um solch hohe Kaufpreise zu rechtfertigen. Hier könnte die Politik eingreifen und z.B. - nach der Bundestagswahl im Herbst 2017 - die Wirksamkeit der Mietpreisbremse erhöhen. Auf bereits teueren Märkten würde dies zu einem Mietpreisstopp führen und somit Druck auf die stark gestiegenden Immobilienpreise ausüben.