Wer seinen Ruhestand plant, soll sich laut Meinung des FAS Autors Dyrk Scherff vier Fragen stellen:
1) Wieviel Geld steht zur Verfügung?
2) Wieviel Geld benötigt man jeden Monat zum Leben?
3) Wie flexibel will man über gespartes Geld verfügen können?
4) Welche Risiken will man eingehen, damit das Vermögen möglichst langsam aufgebraucht wird oder sich sogar im Ruhestand noch vermehrt?
Bei der Menge an Geld das für den Ruhestand zur Verfügung steht, muss man zwischen dem Vermögen - in Form von Geld, Immobilien und Wertpapieren - und den erworbenen Rentenansprüchen unterscheiden. Letztere stehen lebenslang zur Verfügung und sollten ausreichen, um den monatlichen Basisbedarf abzudecken, den jeder individuell für sich bestimmen muss.
Zukünftige Rentner neigen dazu ihre Lebenshaltungskosten im Ruhestand zu unterschätzen, wie die Schroders Global Investor Study 2018 zeigte. Die befragten Personen erwarten 38% ihrer Ruhestandsbezüge für laufende Ausgaben wie Nahrungsmittel, Getränke, Kleidung und Wohnen auszugeben. In der Realität hingegen bringen sie 47% für diese Kosten auf, sodass ihnen weniger Geld für Reisen, Gesundheitskosten, Hobbies und für die Unterstützung von Angehörigen zur Verfügung steht. Trotz dieser Diskrepanz sagten nur 7% der in der Studie befragten Deutschen, dass ihr Ruhestandseinkommen nicht für ein komfortables Leben ausreicht.
Als Minimum für eine Person definiert die staatliche Grundsicherung 416 €/Monat als Lebensunterhalt für Lebensmittel, Bekleidung, Reparaturen und Instandhaltungen sowie Haushaltsgeräte. Dazu kommen Kosten für Miete, Nebenkosten und Heizung (durchschnittlich 350 - 400 €/Monat) sowie Beiträge für Kranken- und Pflege-versicherung. Bei etwa 800 €/Monat liegt der Bruttobedarf der Grundsicherung und bei bis zu 838 €/Monat gesetzliche Rente verschickt die Deutsche Rentenversicherung pauschal einen Antrag auf Grundsicherung.
Grob geschätzt sollte das doppelte Budget der Grund-sicherung - etwa 850 €/Monat für eine Person - durch regelmäßige Rentenzahlungen abgedeckt sein. Dazu kommen dann die individuellen Kosten für Unterkunft, Steuern, Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung sowie sonstige Versicherungsbeiträge. Wer bei dem Posten Unterkunft die Miete einspart, durch ein Eigenheim, sollte an Instand-haltungskosten und Kosten für eventuell notwendige, altersbedingte Umbaumaßnahmen denken.
Wer über Vermögen verfügt, kann dieses nutzen, um weitere Ausgaben zu decken, die nicht zwingend anfallen. Z.B. für Reisen und Hobbies oder für Kosten für individuelle Mobilität, wenn z.B. ein Auto gewünscht wird. Laut ADAC kostet ein neues Fahrzeug der Mittelklasse - mit jährlich 15.000 km Fahrleistung - stolze 600 €/Monat.
Da Rentnerhaushalte - neben der gesetzlichen Rente - über vielschichtige Arten von Einkommnen verfügen, ist die Ermittlung des durchschnittlichen Alterseinkommen nicht einfach. Die aktuellsten Daten stammen aus der Studie „Alterssicherung in Deutschland“ aus dem Jahr 2015. Danach verfügten Rentnerhaushalte - mit einer Rentenbezugsperson ab 65 Jahren - in den alten Ländern im Schnitt über ein monatliches Nettoeinkommen von 1.433 € (alleinstehende Frauen), 1.593 € (alleinstehende Männer) und 2.572 € (Ehepaare).
Um den gesamten zukünftigen Bedarf im Ruhestand zu ermitteln, empfielt Dyrk Schreff in der FAS vom 25.11.2018 während der letzten Berufsjahre ein Haushaltsbuch zu führen. Die ermittelten Ausgaben müssen dann noch an den Ruhestand angepasst werden, wenn z.B. Ausgaben für das Pendeln zur Arbeit und Beiträge zu Rentenversicherungen wegfallen, Kosten für Gesundheit steigen und ein großzügigeres Budget für Reisen und Freizeit gewünscht wird.
Risikoscheue Menschen versuchen zur Finanzierung dieses Budgets ausreichende Rentenansprüche zu erwerben. Wichtige Säulen sind die gesetzliche Rentenversicherung, die Renten der Versorgungswerke und die Pensionen der Beamtenversorgung. Dazu kommen betriebliche Rente, Riester- und Rürup-Renten sowie private Lebens- und Rentenversicherungen. Diese bieten inzwischen nur noch geringe Erträge, aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen, sodass der Erwerb solcher zusätzlicher Rentenansprüche teuer ist und dem Ziel eines hohen Lebensstandards im Alter entgegen steht.
Weiterhin neigen risikoscheue Menschen dazu ihr Vermögen konservativ anzulegen, was Renditeaussichten schmälert. Neben dem Erwerb von hohen Rentenansprüchen bevorzugen sie Vermögen in Form von flexiblem Geld auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto und sichere Anleihen sowie den Besitz von Immobilien.
Wenn neben den erworbenen Rentenansprüchen im Ruhe-stand weiteres Vermögen zur Finanzierung der monatlichen Ausgaben herangezogen werden soll, ermöglichen 500.000 € auf dem Girokonto 30 Jahre lang eine jährliche Entnahme von 16.700 € oder 1.392 €/Monat. Dazu hat Prof. Martin Weber von der Universität Mannhein Berechnungen durchgeführt. Angenommen wurde, dass sich die Entnahme jährlich erhöht, um den Kaufkraftverlust durch Inflation von 1,8% p.a. auszugleichen. Bei einem sehr langen Leben besteht das Risiko, dass der angenommene Zeitraum für lebenslange Auszahlung nicht ausreicht und am Ende des Lebens lediglich die erworbenen Rentenansprüche zur Verfügung stehen. Um dieses Risiko zu minimieren, sollte mit einem großzügigen Zeitraum für Entnahmen kalkuliert werden. Bei einem Rentenbeginn mit 65 Jahren, reichen die hier angenommen 30 Jahre für Zahlungen bis zum 95. Lebensjahr.
Wenn in Anleihen - mit einer durchschnittlichen Rendite von 3,49% p.a. - angelegt wird, ermöglichen 500.000 € eine Entnahme von 1.750 €/Monat. Wer vorher stirbt, kann bei einer solchen Strategie übriggebliebenes Geld an seine Nachkommen vererben. Ob sich die Renditen der Vergangenheit mit sicheren Staatsanleihen des Euroraumes wiederholen lassen ist fragwürdig. Im letzten Jahr rentierte ein ETF mit Staatsanleihen der Eurozone mit Investment-Grade-Rating, z.B. iShares Core € Govt Bond UCITS ETF, mit -0,11%. Um aktuell 3,49% Rendite mit Anleihen zu erzielen, müsste man zum Teil auf Anleihen mit höherem Ausfallrisiko zurückgreifen.
Wer sich um die Verwaltung seines Vermögens nicht kümmern möchte und das "Risiko" eines langen Lebens scheut, kann sein gespartes Vermögen in eine Sofortrente umwandeln. Vorteil ist, dass das Geld nicht ausgehen kann. Aber eine Sofortrente ist wenig flexibel in der Höhe der Raten. Bei frühem Tod geht ein Teil des Kapitals verloren und die Rendite ist schlecht. Laut Finanztip sollte eine Sofortrente nur abgeschlossen werden wenn:
1) Sie gesund sind und davon ausgehen, sehr lange zu leben,
2) Ihre gesetzliche Rente allein zu gering ausfällt und Sie eine zeitlich unbegrenzte Zusatzrente brauchen,
3) Sie sich nicht selbst kümmern möchten, aus Ihrem Ersparten regelmäßige Raten zu entnehmen.
Wer mit 65 Jahren die Sofortrente abschließt und auf Hinterbliebenenabsicherung verzichtet bekommt bei den besten Anbietern etwa 1.650 €/Monat für 500.000 € Kapital. Nach etwa 25 Jahren – also im Alter von etwa 90 Jahren – hätte man sein eingesetztes Kapital wieder heraus.
Risikofreudigere Menschen hingegen legen einen Teil ihres Vermögens in Aktien an und profitieren von den höheren Renditen dieser Anlageklasse. Seit 1973 hätte ein gemischtes Depot mit 60% weltweit anlegenden Aktienfond, 25% Euro-Anleihefond und 15% Rohstoffe eine jährliche Rendite von 11,2% vor Steuern, bzw. 8% nach Steuern, gebracht.
Wer in schlechten Börsenjahren seine monatliche Entnahme auf 1.192 € reduziert, kann bei dieser Anlagestrategie in guten Börsenjahren bis zu 5.750 €/Monat aus seinem Vermögen entnehmen und über 30 Jahre eine durch-schnittliche Entnahme von 3.358 €/Monat erzielen. Das ist über 90% mehr pro Monat als bei einer Anlage in Anleihen und das Doppelte als bei eine Sofortrente. Diese Berechnung kann man mit der Entspar-Simulation durchführen und zwischen Anlage in DAX-Aktien oder Weltportfolio wählen.
Ein kostengünstiger Fond (ARERO), der ein Indexkonzept verkörpert und damit das oben genannte Weltportfolio repräsentiert, wurde von Prof. Weber entwicklet. ARERO setzt sich aus weltweiten Aktien, Euro-Anleihen und Rohstoffen zusammen und zeichnet sich durch geringe Verwaltungs-kosten von 0,5% pro Jahr aus, da dieser Mischfond konsequent auf passive Anlagen setzt. Ähnlich wie bei den Anleihen, sind die Renditen - im Vergleich zum langfristigen historischen Durchschnitt - auch bei einem gemischten Depot gesunken. Innerhalb der letzten 5 Jahre lag die Rendite des ARERO Fonds vor Steuern unter 6% p.a.. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, werden sich die Entnahmen aus angespartem Vermögen veringern.