Schule für Finanzen und Vermögen
Schule für Finanzen und Vermögen

Verlängerung der Nullzinsphase in Europa

An den Börsen herrscht getrübte Stimmung aufgrund der Sorgen um zunehmende Handelskonflikte, ungeordnetem Brexit, hohen Staatsschulden und einer sich eintrübenden Weltkonjunktur. Und der Deutsche Aktienindex DAX steuert auf seinen ersten Jahresverlust seit 2011 zu.

 

Der Experte Robert Halver von der Baader Bank AG hält jedoch die schlechte Stimmung für übertrieben, wenn er die konjunkturellen Daten wie den ifo Index betrachtet (siehe Börse online am 03.12.2018). Ebenso sagt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) 1,6% Wachstum für Deutschland in 2019 voraus. Im Vergleich zu 2016 und 2017 ist das jedoch eine leichte Abschwächung der Wachstums-geschwindigkeit. Da Bereiche wie Bauwirtschaft und privater Konsum nach wie vor gut laufen, wird die Gefahr für eine Rezession in 2019 nur als gering eingeschätzt.

 

Weil die Wirtschaft in Deutschland und anderen Teilen der Welt langsamer wächst, könnten die Notenbanken vor Zinserhöhungen zurückschrecken, schreibt Thomas Klemm in der FAS vom 09.12.2018. Er vermutet, dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) in nächster Zeit keine konkrete Aussage über das Ende der Nullzinspolitik machen wird. Aufgrund der nachlassenden Erhohlung der Konjunktur in Europa und den diversen Risiken der Weltwirtschaft, sind die Märkte nervös, was eine Ankündigung von Zins-erhöhungen weniger wahrscheinlich macht.

 

Dazu kommt, dass die Inflation vor allem durch gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel getrieben wurde. Nimmt man diese schwankungsreichen Bereiche aus, liegt die Kerninflation lediglich bei 1,1%. Andrew Benito, ein Europa-Ökonom bei Goldman Sachs, vermutet das die Kerninflation der Eurozone auch 2019 mit 1 Prozent niedrig bleibt. Für 2020 und 2021 erwartet er hier 1,2 und 1,4%. Ein weiteres Argument für eine Fortsetzung der Niedrigzinsphase ist das hochverschuldete Euroländer wie Italien durch steigende Zinsen stark belasten würden, was aufgrund der politischen Instabilitäten vieler Euroländern wenig erstrebenswert erscheint.

 

Der FAS Artikel von Thomas Klemm zitiert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: "Eine echte Zinswende, also einen Zyklus steigender Zinsen, werde es in der Eurozone nicht geben. Und zwar vor allem aus politischen Gründen, aus Rücksichtnahme auf den Süden der Währungsunion." Trotz der Verkündung des Endes der zusätzlichen Anleihekäufe durch die EZB am 13.12.2018 wird die die EZB weiter Anleihen kaufen. Aus ihrem enormen Anleihenpaket von 2,6 Billionen Euro werden auch zukünftig die auslaufende Anleihen ersetzt. Diese Nachfrage wird die Zinsen drücken. Laut Artikel im Handelsblatt vom 14.12.2018 hält die EZB deutsche Staatsanleihen im Wert von 515 Milliarden Euro. Dann folgen fränzösische Staatsanleihen für 420 und italienische für 360 MRD Euro.

 

In einer solchen Situation mit niedrigen Zinsen ist das Sparen mithilfe von Tages- oder Festgeld keine dauerhafte Lösung, da es noch lange keine signifikanten Zinsen geben wird. Die Inflation wird das Vermögen schmälern, da die reale Rendite mit solchen Sparformen auf absehbare Zeit negativ bleibt. Ähnlich verhält es sich mit deutschen und vielen anderen europäischen Staatsanleihen. Der aktuelle Zins einer zehnjährigen Bundesanleihe liegt bei 0,25% (Stand 10.12.2018). 

 

Wer auf amerikanische Staatsanleihen ausweicht, bekommt höhere Zinsen, unterliegt aber dem Währungsrisiko. Aktuell liegt der Zins einer zehnjährigen US-Staatsanleihe bei 2,85% (Stand 10.12.2018). Falls die amerikanische Notenbank Fed die Zinsen nicht weiter erhöhen wird, könnte der US-Dollar an Stärke verlieren, was den Zinsvorteil schnell auffressen kann.

 

Für Rendite-orientierte Anleger bleiben in dieser Situation nur Abwarten und auf eine Stabilisierung der Aktienmärkte zu setzen. Inzwischen unterstützen Politiker die Idee, dass Deutsche beim langfristigen Sparen, z.B der Altersvorsorge, auch auf Aktien setzen sollten. Das gilt für die steuerliche Begünstigung von Mitarbeiteraktien, die zur Zeit noch auf einen steuer- und sozialabgabenfreien Vorteil von 360 €/Jahr limitiert ist. Für Gewinne mit Aktien, die bis zur Rentenphase gehalten werden, forderte Friedrich Merz eine jährlichen Steuerfreibetrag. Alternativ wird die Einrichtung von "Bürgerfonds" nach schwedischem Vorbild diskutiert, u.a. in der Bürgerbewegung Finanzwende.

Hier finden Sie mich

Dr. Matthias Seedorf

Montpellierstr. 4

69115 Heidelberg

 

Kontakt

Rufen Sie an unter:

Festnetz: 06221-4263795

mobil: 0178-1563121 

 

oder schreiben Sie an:

seedorf@schule-fuer-finanzen-und-vermoegen.de

 

 

 

Druckversion | Sitemap
{{custom_footer}}