Schule für Finanzen und Vermögen
Schule für Finanzen und Vermögen

Rentenlücke bei rentennahen Jahrgängen

Bei mehr als der Hälfte der erwerbstätigen 55 - 65-Jährigen decken die bisher erworbenen Rentenantwartschaften nicht den aktuellen Konsum. Das ergab eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie des DIW Anfang September 2018.

 

Dazu wurden die bisher erworbenen Anwartschaften rentennaher Jahrgänge im Jahr 2012 und deren Konsumausgaben betrachtet. Dies sind Personen im Alter von 55 bis 64, die zu dem Zeitpunkt noch erwerbstätig waren. Ihr monatlicher Konsum beträgt im Schnitt 1.370 € pro Kopf.

 

Z I TAT - Markus M. Grabka, Studienautor -
„Etwa die Hälfte der Personen aus rentennahen Jahrgängen wird bei Eintritt in den Ruhestand ihren privaten Konsum  
einschränken müssen, da ihre Rentenanwartschaften nicht ausreichen werden, den aktuellen Konsum zu finanzieren.“  

 

Bei 58 Prozent der rentennahen Jahrgänge liegt eine potentielle Versorgungslücke von durchschnittlich etwa 700 € pro Monat vor, wenn man die bisher erworbenen Rentenanwartschaften der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) und der Betriebsrenten betrachtet. Noch höher liegt der Anteil an Personen mit Versorgungslücke bei un- und angelernten Beschäftigten (64%), Frauen (70%), Menschen in Einpersonenhaushalten (74%) sowie Selbständigen (>80%)

 

Private Versicherungen wie Riester- oder Rürup-Verträge reduzieren den Anteil der Personen mit Versorgungslücke kaum, was zeigt, dass diese Produkte für eine Ergänzung der gesetzlichen und betrieblichen Rente unzureichend sind. Der Anteil der Personen mit Versorgungslücke sinkt lediglich von 58 auf 56%, wenn man die Ansprüche an private Versicherungen dazu zählt. Die durchschnittliche potentielle Versorgungslücke sinkt geringfügig von 705 auf 651 € pro Monat.

 

Anders sieht es aus, wenn das gesamte private Vermögen zur Sicherung des Konsums im Alter herangezogen wird. Mit privaten Vermögen sinkt der Anteil der Personen mit Versorgungslücke auf 41% und die durchschnittliche potentielle Versorgungslücke liegt bei 292 € pro Monat.

 

Die Bedeutung des Vermögens bei der Sicherung des Konsums wird besonders deutlich in der Gruppe der Selbständigen. Bei einkommensstarken Selbständigen mit Mitarbeitern senkt das private Vermögen den Anteil der Personen mit Versorgungslücke von 82 auf 35%, wohingegen in der Gruppe der Selbständigen ohne Mitarbeiter der Anteil mit Versorgungslücke durch Vermögen lediglich von 89 auf 72% absinkt. Zur letzteren Gruppe zählen die Solo-sebständigen, die häufig nur über unterdurchschnittliche Einkommen verfügen. 

 

Durch die Fortsetzung der Erwerbstätigkeit bis zum durchschnittlichen Rentenzugangsalter der GRV (64 Jahre) reduziert sich der Anteil der Personen, die ihren Konsum nicht decken können von 58 auf 50%. Vergleicht man die Personen nach Anwartschaftstyp, zeigt sich, dass Personen die nur Anwartschaften an die GRV haben am wenigsten von der Fortsetzung der Erwerbstätigkeit profitieren. In dieser Gruppe werden gut 40 Prozent ihren Konsum auch unter Heranziehung des Vermögens reduzieren müssen, um mit ihren gesamten Alterssicherungsleistungen auszukommen.

 

Die Studienautoren folgern, dass die GRV die quantitativ wichtigste Säule der Alterssicherung darstellt und das private Versicherungen als dritte Säule wenig geeignet sind bei vielen Personen eine potentielle Versorgungslücke zu schließen. Letzteres wird durch geringe durchschnittlich eingezahlte Beiträge und geringe Verzinsung von Riester- und Rürup-Verträgen erklärt.

 

Als Reform der Alterssicherung schlagen die Autoren vor ein weiteres Absinken des Niveaus der GRV zu begrenzen unzugunsten von Geringverdienenden das bis her 
angewendete strikte Äquivalenzprinzip aufzuweichen, verbunden mit einer Aufhebung der Beitragsbemessungs-grenze oder einer Ausweitung des Kreises der Versicherten.

 

Weiterhin sollten bessere Anreize zur Bildung privaten Vermögens gesetzt werden, präferentiell in kapitalgedeckten Modellen wie dem Schwedenfond oder der Deutschlandrente.

Dazu schreibt die Süddeutsche Zeitung in der Ausgabe vom 12.09.2018: "Dorothea Mohn von der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert daher günstige Standardprodukte. Außerdem wirbt sie für staatlich kontrollierte Vorsorgefonds nach schwedischem Vorbild." Und Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sagt: "Die Deutschen könnten damit eine doppelt so hohe private Rente erzielen wie bei vielen bisherigen Riester-Produkten". 

 

Um einen Überblick über die eigene Altersvorsorge zu gelangen rät der Frankfurter Honorarberater Stefan Schießer in einem Artikel im Handelsblatt vom 08.09.2018 die späteren Ansprüche aus allen Quellen zusammenzustellen:

 

- gesetzliche Rentenversicherung

- betriebliche Altersvorsorge

- private Versicherungen

- Mieteinnahmen

- weiteres Vermögen

 

Prinzipiell sollten möglichst viele Quellen für die Alters-vorsorge erschlossen werden. Für ältere Erwerbstätige lohnt es sich überraschend häufig, freiwillig die gesetzliche Rente aufzustocken. Gleiches gilt für Zuzahlungen zu Versorgungs-werken. Bei der betrieblichen Altersversorgung gilt das Motto: „Je mehr der Arbeitgeber dazugibt, desto mehr lohnt sich betriebliche Altersvorsorge“.

 

Grundsätzlich muss jeder entscheiden, welchen Teil seines Vorsorgekapitals er gefördert, aber starr, und welchen Teil er flexibel anlegen will. Der flexible Teil des Vermögens sollte zu einem großen Teil aus Aktien bestehen, wenn man mit Kursschwankungen leben kann und das Kapital noch mindestens fünf Jahre Zeit hat. Nur mit Aktien solider internationaler Unternehmen kann man in Zeiten rekordtiefer Zinsen messbare Renditen erzielen. Zusätzlich sollte strikt auf die Kosten der Geldanlage geachtet werden. Komplizierte und vielschichtige Produkte, wie fondsgebundene Lebens-versicherungen und Dachfonds, die ihr Geld wieder auf andere Fonds verteilen, sind häufig teuer und daher zu meiden.

 

Wer einen zeitnahen Rückgang der Börsen fürchtet, sollte einen Teil seines Kapitals auf dem Tagesgeldkonto parken oder in Anleihen mit kurzen Laufzeiten investieren, um nach dem nächsten Crash mit diesem Geld in die Aktienmärkte einsteigen zu können. Solche Vorsichtmaßnahmen verursachen jedoch relativ hohe Kosten, da die Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen erstklassiger Schuldner aus dem Euroraum aktuell hinter den Kaufkraftverluste durch Inflation zurückbleiben. Gerne hilft die Schule für Finanzen und Vermögen beim Ermitteln einer Versorgungslücke und der Entwicklung von individuellen Strategien zum Vermögensaufbau. 

Hier finden Sie mich

Dr. Matthias Seedorf

Montpellierstr. 4

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