Zinsen auf sichere Anlagen sind durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken faktisch abgeschafft. Wer auf sichere Rückzahlung hofft und dem Bund sein Geld für zehn Jahre leiht, bekommt noch 0,3% Zinsen. Der Zinsverfall ist Dramatisch, wenn mann bedenkt, dass es vor fünf Jahren noch knapp 4% gab. Noch schlimmer sieht es bei Bundesanleihen mit Laufzeiten bis zu fünf Jahren aus. Hier müssen die Sparer für die Aufbewahrung ihres Geldes jetzt sogar was drauflegen, da die Verzinsung negativ ist.
Als eine Alternative zu Bundesanleihen bleiben Anleihen geringer Bonität oder solche mit sehr langen Laufzeiten. Beides birgt hohe Risiken: Ausfall der Rückzahlung bei Insolvenz des Schuldners oder sinkende Anleihekurse, wenn die Zinsen in den nächsten Jahrzehnten wieder steigen. Wer die Anleihe dann vor Ende der Laufzeit zu Geld machen will, kann mit Verlusten rechnen, da bei vorzeitigem Verkauf nur der aktuelle Kurswert und nicht der Nennwert erlöst wird. Der Nennwert ist der Geldbetrag, den der Herausgeber einer Anleihe dem Käufer der Anleihe schuldet.
Eine weitere Alternative sind Aktien von Unternehmen, die in der Vergangenheit eine verlässliche Dividende gezahlt haben. In ihrem Beitrag vom 11.01.2015 erläutern die Focus-Money Redakteure Helmut Achatz, Mario Lochner und Martina Simon die Attraktivität von dividendenstarken Aktien am Beispiel der BASF. Anstelle von 0,2% jährlichen Zinsen, die eine zehnjährige Anleihe der BASF einbringt, kann man als Käufer der Aktie mehr als das Zehnfache der Zinsen für die Anleihe durch Dividenden für die Aktie kassieren.
Letztes Jahr zahlte die BASF 2,70 € Dividende. Für das abgelaufene Geschäftsjahr dieses wurden 2,80 € in Aussicht gestellt, die am Tag der Hauptversammlung (30.04.2015) den Aktionären gutgeschrieben werden. Beim aktuellen Aktienkurs von 83 € entsprechen 2,80 € Dividende einer Rendite von 3,4%. Recht ordentlich, im Vergleich zu den 0,2% Zinsen, die das Unternehmen für seine Anleihe zahlt.
Bei Aktien schwanken die Kurse zum Teil heftig und Anleger können im Extremfall ihr gesamtes Kapital verlieren. Wer jedoch in verschiedene Unternehmen investiert und die Aktien für einen längeren Zeitraum behält (z.B. zehn Jahre), kann zwischenzeitig auftretende Kursverluste meistens wieder aufholen und Kursgewinne erzielen. Trotz mancher Rückschläge legte die BASF Aktie in den letzten zehn Jahren um 190% zu. Ob das in den nächsten zehn Jahren wieder zutrifft, können wir hoffen, aber keinesfalls seriös vorhersagen.
Um die Verlustrisiken bei Investitionen in Aktien einzelner Unternehmen abzufedern, sollte man seine Investitionen auf verschiedene Unternehmen, Branchen und Regionen verteilen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten investieren.
Dividenden sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Wertentwicklung von Aktien. Seit der DAX vor 27 Jahren aufgelegt wurde, gehen 54% des Wertgewinns des Index auf die Wiederanlage von Dividenden zurück, dagegen nur 46% auf Kurssteigerungen.
Für den Anleger, der jetzt Dividende anstelle von Zinsen kassieren möchte, ist wichtig, dass die ausgewählten Unternehmen nachhaltig Gewinn erwirtschaften. Die BASF verdiente im letzen Jahr 5,37 € pro Aktie. Somit konnte sich das Unternehmen leisten 50% vom Gewinn als Dividende auszuschütten. Die andere Hälfte des Gewinn wurde im Unternehmen investiert, um dessen Zukunft abzusichern.
Einen Überblick zu Divendendenrenditen von Unternehmen, die verschiedenen Aktienindizes angehören, gibt es auf Onlineseiten wie der von Onvista. Die höchste - für 2015 erwartete - Dividendenrendite im Dax zahlt die Deutsche Lufthansa. Hier soll der Anleger 4,82% Dividendenrendite erhalten. Es folgen die Allianz mit 4,5% und die Münchener Rück mit 4,23%. Neben der Höhe der Rendite ist die Nachhaltigkeit der Unternehmensgewinne wichtig. So musste die Lufthansa am 22.02.2015 einen Gewinneinbruch und das Streichen der Dividende melden. Die war bei der Lufthansa nicht der erste Ausfall der Dividende. Auch 2012 gab es keine Dividende. Diese unsteten Zahlungen hängen mit dem konjunktursensitiven und wechselhaften Geschäft der Luftfahrtbranche zusammen, das aktuell durch Arbeitskämpfe und hohe Pensionskosten belastet wird.
Die höchsten Dividendenrenditen mit 7,5 - 5,5 % der 50 größten in Euro notierten europäischen Unternehmen (Euro Stoxx 50) zahlten Santander, Eni, Total, Repsol und GDF Suez.
Bei Santander handelt es sich um ein spanisches Finanzinstitut. In den vergangenen Jahren überstiegen die Dividendenzahlungen die Unternehmensgewinne. Für 2014 wird die Dividende gestrichen.
Eni, GDF Suez, Total und Repsol sind italienische, französische und spanische Unternehmen aus der Energiebranche. Sinkende Öl- und Gaspreise beeinflussen die Gewinne dieser Unternehmen. Daher besteht ein gewisser Zweifel, ob die zukünftigen Gewinne ausreichen werden, um konstant eine hohe Dividende zu zahlen. Bei Eni basiert die hohe Dividendenrendite auf Kursverlusten, die diese Aktien im letzten Jahr hinnehmen musste. Auf Jahressicht (Mitte März 2014 bis 2015) fiel der Kurs von Eni um 10 % und Eni kürzt die Dividende für 2014 von 1,12 auf 0,8 €. Besser sieht es bei Total aus, die für 2014 eine im Vergleich zum Vorjahr um 57 Cents gestiegene Dividende von 2,95 € zahlen und dessen Kurs nur gering nachgab.
Für Anleger, die auf eine konstante Dividendenzahlung Wert legen, eignen sich besonders Unternehmen aus der Konsumgüter- und Pharmabranche (im Euro Stoxx 50: Sanofi, Unilever, Anheuser-Busch InBev, Danone, LVMH, L'Oreal, Inditex und Essilor International). Die höchste Rendite erzielt Sanofi (Pharma) mit 3,39%, die niedrigste Essilor International (Augenoptik) mit 1,18%. Wenn Unternehmen dieser Branchen über starke Marktpositionen verfügen, können sie unabhängig von wirtschaftlichen Zyklen konstante Gewinne erzielen, was i.d.R. von den Anlegern durch hohe Kurse honoriert wird.
Obwohl Unternehmen aus der Konsumgüter- und Pharmabranche niedrigere Dividenden als Unternehmen der Finanz- oder Energiewirtschaft zahlen, wurde das Erzielen von konstanten oder steigenden Gewinnen oft mit beeindruckenden Kursgewinnen belohnt. Die Aktien der genannten Unternehmen der Konsumgüter- und Pharmabranche wiesen Kurssteigerungen zwischen 50 und 252% auf (innerhalb der letzten zehn Jahre). Bei Essilor International konnten Anleger somit durchschnittlich 25% Kursgewinn pro Jahr einstreichen.
Bei den Unternehmen aus der Finanz- und Energiebranche blieb die Kursentwicklung hinter den Dividendenzahlungen zurück. Lediglich der Kurs von Total stieg um 10%, während die Kurse von Repsol und Standander um 16 bzw. 23% fielen. Dividenden und Kursveränderungen zusammengenommen ergaben Renditen um die fünf Prozent.